Ausstellung „Der Rosa Winkel“

Schicksale Neuruppiner Homosexueller
während der NS-Zeit

Während der NS-Zeit wurde jede Form des Andersseins radikal unterdrückt, verfolgt und verurteilt. Dazu gehörten auch homosexuelle Männer, die nach § 175 Strafgesetzbuch verurteilt wurden. Andere Orientierungen oder Identitäten fielen nicht unter diesen Paragrafen. 

Viele homosexuelle Männer wurden aufgrund von Razzien und Denunziationen verhaften. Während der NS-Zeit fällten deutsche Gerichte gegen ca. 50.000 Männer Urteile nach § 175. Zu Beginn der Machtübernahme 1933 erhielten viele zunächst Haftstrafen in Gefängnissen, Zuchthäusern und Strafgefangenenlagern. Bis zu 7.000 Männer wurden in Konzentrationslager überführt. Dort mussten sie zur Kennzeichnung den rosa Winkel tragen.

Zudem gab es Häftlinge, die trotz Verurteilung nach § 175 StGB nicht unter die Kategorie „homosexuell“ gefasst, sondern als „Berufsverbrecher“,  „Sicherungsverwahrte“ oder aber auch Asoziale geführt wurden.

Der rosa Winkel trug dazu bei, dass die Gefangenen noch mehr schikaniert wurden. Die „Homos“, wie man sie in den Lagern nannte, waren am Ende der Rangliste von Häftlingen. Sie wurden besonders brutal behandelt, gefoltert, zu harter Arbeit gezwungen und für medizinische Experimente missbraucht. Berichte von Überlebenden belegen, dass einige auch von Häftlingen sowie SS-Funktionären sexuell missbraucht wurden.

Die genaue Todeszahl homosexueller Männern in Konzentrationslagern ist nicht genau bekannt. Schätzungen liegen zwischen 3.000 und 4.000 Opfern.

Die Ausstellung beleuchtet die Schicksale von Männern aus Neuruppin, die während der NS-Zeit nach § 175 verfolgt, verhaftet und in Konzentrationslagern inhaftiert waren. Bei den Männern handelt es sich um:

  1. Fritz Kitzing
    geboren am 29. Dezember 1905 in Neuruppin
    Fritz Kitzing begann Mitte der 1920er Jahre eine Ausbildung als Buchhalter in Berlin. Er wurde erstmals 1933 verhaftet, da er mit Frauenkleidern durch Berlin lief. Er wurde zu einer kurzen Haftstrafe verurteilt, die er im „Arbeitshaus Rummelsburg“ absaß. Er floh, als er mit einem Wächter den Zahnarzt außerhalb des Arbeitshauses besuchen musste. Wenige Wochen darauf setzte er mit einem Schiff nach England über. Dort wurde er nur sechs Monate später in London erneut verhaftet, weil er Frauenkleidung trug. Er ging daraufhin nach Berlin zurück. In Deutschland wurde er mehrmals verhaftet und in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Er überlebte die NS-Zeit und eröffnete nach dem Krieg ein Antiquitätengeschäft in Berlin. Er starb am 31. März 1995 In Berlin.
  2. Hans Duwe
    geboren am 13. November 1886 in Neuruppin
    Hans Duwe wurde 1936 wegen Sittlichkeitsverbrechen zu einer Haftstrafe im Zuchthaus Brandenburg-Görden verurteilt. Die Kripo Bernau ordnete nach verbüßter Strafe eine Schutzhaft an und brachte Duwe am 23. März 1942 in das KZ Buchenwald. Der damals 56-jährige Duwe musste harte Arbeit im Steinbruch leisten. Er verstarb nur knapp zwei Monate nach seiner Ankunft an akuter Herzschwäche.
  3. Franz Kiewitt
    geboren am 18. Dezember 1915 in Berlin Weißensee
    Franz Kiewitt diente 1938 als Soldat im Panzerregiment 6 in Neuruppin. Er wurde wegen Unzucht in 4 Fällen und wegen Fahnenflucht von einem Militärgericht in Berlin zu einer Gefängnisstrafe von 2 Jahren und 6 Monaten verurteilt. Sein Leidensweg führte ihn über Berlin-Plötzensee, dem Strafgefangenenlager Rodgau, KZ Buchenwald, KZ Ravensbrück (Männerlager), KZ Sachsenhausen und dem KZ Mauthausen sowie dessen Außenlager Schwechat (Flughafen Wien). Er wurde dort 1945 befreit.